Gold ist rar, begehrt – und perfekt recycelbar. Statt neue Minen zu erschließen, lässt sich ein erheblicher Teil des weltweiten Bedarfs aus vorhandenen Beständen decken: aus Schmuck, Elektronik, Dentallegierungen und Industrieabfällen. Dieser Leitfaden erklärt klar, verständlich und praxisnah, wie Goldrecycling funktioniert, warum es ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll ist – und wie Privatpersonen wie Unternehmen konkret vorgehen.
Was bedeutet Goldrecycling?
Unter Goldrecycling versteht man die Rückgewinnung von Gold aus bereits genutzten Produkten oder Produktionsresten. Das Metall wird dabei eingeschmolzen und raffiniert, bis es wieder Feingoldqualität (typischerweise 99,9–99,99 %) erreicht. Dieses Feingold ist chemisch identisch mit neu abgebautem Gold – ein „Qualitätsverlust“ existiert nicht.
Warum Goldrecycling so wichtig ist
- Ressourcenschonung: Gold kommt in der Erdkruste nur in Spuren vor. Jeder recycelte Gramm reduziert den Druck auf neue Förderung.
- Umweltvorteile: Recycling benötigt im Vergleich zur Primärförderung deutlich weniger Energie, vermeidet Abraum, Chemikalieneinsatz und massive Landnutzung.
- Versorgungssicherheit: Recycling macht Lieferketten widerstandsfähiger gegenüber geopolitischen Risiken.
- Ethik & Transparenz: Seriöse Recycler arbeiten nach anerkannten Standards und machen Herkunft sowie Prozesse nachvollziehbar.
- Wirtschaftlichkeit: Gold hat einen hohen Materialwert – Rückgewinnung lohnt sich oft schon in kleinen Mengen.
Woher kommt Recyclinggold?
- Schmuck & Altgold: Ringe, Ketten, beschädigte Schmuckstücke, ungeliebte Erbstücke.
- Elektronikschrott (E-Waste): Leiterplatten aus Smartphones, Laptops, Servern enthalten winzige, aber wertvolle Goldmengen.
- Dentalgold & Medizintechnik: Legierungen aus Praxen und Laboren.
- Industrie & Späne: Beschichtungen, Kontakte, Galvanikschlämme, Produktionsabfälle.
- Anlageprodukte: Beschädigte Münzen/Barren oder Bestände aus Rückkäufen.
So läuft der Recyclingprozess ab
- Erfassung & Sortierung
Materialien werden gesammelt, grob sortiert (z. B. nach 333/585/750/916/999, Elektronik vs. Schmuck) und vorbereitet. - Analyse (Assay)
- Schnellanalyse: Röntgenfluoreszenz (RFA) für Oberflächenlegierungen.
- Nasschemisch/Probierkanne: Exakte Feingehaltsbestimmung durch Aufschluss und Auswertung.
- Aufbereitung
Entfernen von Anhaftungen, Zerkleinerung, Abtrennen von Steinen/Verunreinigungen, Sammeln feiner Fraktionen. - Schmelzen
Bei > 1.060 °C wird das Material mit Flussmitteln eingeschmolzen; Begleitmetalle sammeln sich ab, Proben werden entnommen. - Raffination
Je nach Ausgangsstoff: Elektrolyse, Chlorierung oder nasschemische Verfahren (z. B. Königswasser-Prozess) bis Feingoldqualität. - Formgebung & Qualitätssicherung
Feingold wird zu Granulat, Barren oder Halbzeugen gegossen; die Reinheit wird erneut geprüft.
Ergebnis: Feingold ist wieder universell einsetzbar – für Schmuck, Elektronik oder Investment.
Standards & Zertifizierungen (Woran man seriöse Anbieter erkennt)
- LBMA Responsible Gold Guidance / Good Delivery – Regeln für Herkunft, Sorgfaltspflichten und Barrenqualität.
- RJC (Responsible Jewellery Council) – CoC/Code of Practices – Kette des Vertrauens für Schmuck/Schmelzbetriebe.
- ISO 14001/45001 – Umwelt- und Arbeitsschutzmanagement.
- OECD Due Diligence Guidance – Sorgfalt in konflikt- und risikobehafteten Gebieten.
Fazit
Goldrecycling ist ein schneller, wirksamer Hebel für Klima-, Ressourcen- und Liefersicherheit – technisch ausgereift, wirtschaftlich attraktiv und transparent umsetzbar. Wer Altgold konsequent sammelt und mit zertifizierten Partnern arbeitet, verwandelt Reststoffe zuverlässig in neues Wertschöpfungspotenzial.